Aus Fehlern lernt man. Wir setzen die Jugendlichen nicht unter Zeitdruck und lassen sie in Ruhe ausprobieren.

Klaus Koch
Ausbildungsmeister, Ausbildungszentrum der Bauindustrie

Aus Fehlern lernen

Ausbildungszentrum der Bauindustrie

Im Ausbildungszentrum der Bauindustrie in Essen lernen Azubis aus rund 25 Bauberufen. Ausbildungsmeister Klaus Koch lässt den Jugendlichen und jungen Erwachsenen dabei viel Freiraum. Sein Ziel: Sie sollen auch Fehler machen – um daraus zu lernen.

Klaus Koch liebt seinen Beruf: Der gelernte Kanalbauer gibt sein Wissen im Ausbildungszentrum der Bauindustrie Essen (ABZ) seit fast 20 Jahren an den Nachwuchs weiter. Der Ausbildungsmeister leitet die Lehrwerkstatt. Hier zeigt er den angehenden Kanalbauerinnen und Kanalbauern, wie ihr Arbeitsalltag später einmal aussehen wird.

Die Lehrwerkstatt dient der überbetrieblichen Ausbildung des Nachwuchses in der Bauwirtschaft ganz unterschiedlicher Gewerke aus Nordrhein-Westfalen. Sie kommen aus rund 25 Berufen der Bauwirtschaft, unter anderem aus den Bereichen Hoch-, Tief- und Ausbau. Im ersten, zweiten und dritten Lehrjahr stehen die Azubis im ABZ jeweils für mehrere Wochen unter der Obhut von Klaus Koch. Er leitet sie an, schaut aber genauso gern zu: Seine Schützlinge sollen sich schließlich ausprobieren. Und dabei eigene Erfahrungen machen. Dazu gehören auch Fehler.

Ausbildungsleiter Klaus Koch ist sich sicher: Wer die Lernchance, die jeder Fehler bietet, begreift und nutzt, wird besser. Er erwartet von seinen Schützlingen daher, dass sie ihre Fehler transparent machen und nicht verheimlichen. Dafür braucht es eine Kultur, die von Offenheit und Vertrauen geprägt ist. Doch wie schafft man so etwas?

Bis die Mauer steht

Alle paar Tage müssen die Azubis eine praktische Leistung abliefern, etwa eine Mauer bauen. Stein für Stein setzen sie ihr Werk zusammen, am Ende zeigt die Wasserwaage, ob sie akkurat gearbeitet haben. Klaus Koch greift in der Regel erst spät ein oder gar nicht. Er versteht seinen Job als den des kritischen Beobachters. Seine Erfahrung hat ihn gelehrt: Fehler, die jemand selbst entdeckt und korrigiert, macht er garantiert kein zweites Mal.

Ausbildungsmeister Koch ist allerdings nur so lange geduldig, wie keine ernsthafte Gefahr droht. Sieht er etwa Azubis ohne Schutzbrille an einer Maschine, greift er ein. Denn ein falscher Schritt oder ein unbedachter Handgriff können im Baugewerbe schnell zu Unfällen führen, manche gar tödlich enden.

Einzeportrait: Ausbildungsmeister Klaus Koch

Zeit zum Lernen

Gruppenportrait: Ausbildungsmeister Klaus Koch mit zwei Auszubildenden (weiblich und männlich)

Ausbildungsmeister Koch legt Wert auf Fairness: Machen Azubis einen Fehler, führt das nicht automatisch zu einer schlechteren Bewertung. Ihm ist wichtig, dass die jungen Leute das wissen. Denn wer Angst vor einer schlechten Note hat, verschweigt Fehler – und lernt am Ende nichts daraus.

Anders als auf der Baustelle, wo jeder Fehler Geld kostet, ist die Lehrwerkstatt ein sicherer Lernort für den Nachwuchs. Hier d|rfen die Azubis ausprobieren und lernen – sollte dabei einmal etwas kaputtgehen, ist das kein Problem.

Koch will den Jugendlichen vermitteln: Fehler zu machen ist keine Schande, es ist nur wichtig, offen damit umzugehen. Als der 50-Jährige selbst in der Ausbildung war, hat auch er Fehler gemacht – die galten aber immer als Makel. Umso wichtiger ist es für ihn, seinen Schützlingen heute mit mehr Verständnis zu begegnen.

Die passende Taktik

Klaus Koch erwartet, dass die Azubis ihre Schnitzer als Ansporn nutzen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Sein Plan geht auf: Fehler wiederholen sich tatsächlich nicht.