Ein unverzichtbarer Bestandteil für eine gute Präventionskultur ist die arbeitsmedizinische Vorsorge.

Thomas Illger
Arbeitspsychologe VBG

Ganzheitliche, systematische Prävention:

Das erweiterte Arbeitsschutzmodell der VBG

Eine gute Kultur der Prävention zu etablieren, bedeutet, Arbeits- und Gesundheitsschutz stärker als bisher umfassend und ganzheitlich zu betreiben. Oberstes Ziel ist es dabei, alle Aspekte zu berücksichtigen, die zu Einschränkungen der Beschäftigungsfähigkeit führen.

Veranschaulichung der Präventionskultur aus den 3 Bereichen Gesundheitskompetenz, arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren und Schadensbegrenzung/-vermeidung mit ihren jeweiligen Schnittmengen

Zu einem ganzheitlichen, systematischen Arbeits- und Gesundheitsschutz gehören:

  1. Präventions­kultur mehr lesen

    Wenn Sicherheit und Gesundheit als Werte in der „Unternehmens-DNA“ verankert sind, finden Sie angemessene Berücksichtigung in fast allen betrieblichen Prozessen und werden im Betriebsalltag gelebt. Dann kann von ganzheitlichem, systematischen Arbeits- und Gesundheitsschutz gesprochen werden. Unser Verständnis von Präventionskultur finden Sie hier.

  2. Schadens­begrenzung / -vermeidung mehr lesen

    Unternehmen sind verpflichtet, die Arbeit in ihren Betrieben so zu gestalten, dass durch die Arbeitstätigkeiten keine Gefahren für Leben und Gesundheit der Beschäftigten entstehen. Hierbei sollte auf verfügbare Erkenntnisse zu unmittelbar wirkenden Gefährdungen und daraus resultierenden Vorschriften zurückgegriffen werden (Gesetze, Unfallverhütungsvorschriften und Regeln). Das Hauptziel besteht darin, Unfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden.

  3. Arbeits­bedingte Gesundheits­gefahren mehr lesen

    Durch die richtigen Rahmenbedingungen können Unternehmen viel zur Gesunderhaltung ihrer Beschäftigten beitragen. Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren sollten dabei auf ein Minimum reduziert werden. Hierbei geht es um Einflüsse, die direkt oder indirekt Gesundheitsstörungen verursachen – jenseits von konkreten Unfallereignissen oder Berufskrankheiten. Dazu gehören beispielsweise schwere körperliche Arbeit, ungünstiges Klima am Arbeitsplatz oder kritische psychische Belastungsfaktoren, wie Zeitdruck oder fehlender Handlungsspielraum. Die Betrachtung dieser Komponenten zielt darauf ab, Arbeit menschengerecht und ressourcenorientiert zu gestalten.

  4. Gesundheits­kompetenz mehr lesen

    Die Eigenverantwortung von Beschäftigten für die Organisation von Arbeitsprozessen und Zielerreichung steigt in vielen Berufsfeldern und Branchen. Unternehmen können dabei Bedingungen schaffen, die die Gesundheitskompetenz von Beschäftigten stärken. Dies bedeutet nicht nur, dass Beschäftigte im Gesundheitsverhalten geschult werden. Vielmehr geht es darum, die Eigeninitiative und zielgerichtete Mitwirkung der Mitarbeiter zu fördern.

Ganzheitliche Betrachtung

Diese Faktoren wirken nicht isoliert, sie sollten in ihrem Zusammenwirken betrachtet werden. Wenn Schadensbegrenzung/-vermeidung, arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren und Gesundheitskompetenz ernst genommen werden und in der Betriebspraxis angemessene Berücksichtigung finden, können Gesundheitsgefährdungen reduziert werden – das „lohnt“ sich in jeder Hinsicht.

Gemäß des erweiterten Arbeitsschutzmodells erzielt Prävention dann ihre größtmögliche Wirksamkeit, wenn diese Dimensionen gemeinsam vor dem Hintergrund des konkreten betrieblichen Kontextes betrachtet werden.

Praktische Umsetzung im Betrieb

Für die praktische Umsetzung im Betrieb haben die systematische Beurteilung von Arbeitsbedingungen (Gefährdungsbeurteilung nach Arbeitsschutzgesetz) und die menschen- und gesundheitsgerechte Gestaltung von Arbeit einen zentralen Stellenwert.

Die Gefährdungsbeurteilung als zentrales Element im Arbeitsschutz soll intensiver als bisher genutzt werden. Denn sie eignet sich in besonderer Weise, einen ganzheitlichen Ansatz im Arbeitsschutz zu etablieren.

Die VBG unterstützt

Neben der primären Aufgabe, Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten zu verhüten, unterstützt die VBG ebenso bei der Reduzierung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren. Damit beispielsweise Unfälle an Maschinen verhütet werden, sollten die Geräte entsprechend geprüft und mit Schutzvorrichtungen versehen sein.

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, wie ungünstige klimatische Bedingungen, Zeitdruck oder fehlende Kommunikation können allerdings zu Handlungen an Maschinen führen, die nicht bedienungskonform sind und möglicherweise Verletzungen verursachen, wie beispielsweise das Ablegen benötigter persönlicher Schutzausrüstung (PSA) oder die Manipulation von Schutzvorrichtungen.

Auch die Gesundheitskompetenz der Beschäftigten – als dritter Faktor – spielt dabei eine Rolle. Fehlen den Beschäftigten die benötigten Fachkenntnisse zum sicheren Arbeiten, können Gefahrensituationen mitunter falsch eingeschätzt werden. Hierfür empfiehlt es sich im Unternehmen geeignete Rahmenbedingungen zu gestalten.

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